Paul Abraham
Der große Triumph
Spontane Einsätze
Abgesang mit Kanzler und Ministern
„Viktor und ihr Husar“ lief bald überall in Deutschland. 1932 wurde die Operette (wie später auch
die folgenden) unter Abrahams musikalischer Leitung verfilmt. Aber die „Viktoria“ war erst der
Anfang. Es folgten die besagten Filmmusiken (u.a. eine Arie für den weltbekannten Tenor Jan
Kiepura in „Die singende Stadt“) und vor allem dann, 1931, die neue Operette „Die Blume von
Hawaii“, die den Erfolg der „Viktoria“ noch übertraf. Die Operette wurde am 24. Juli 1931 in
Leipzig uraufgeführt und feierte danach auch in Berlin Triumphe. Es war eine “Revueoperette der
Oberklasse”. Einige der dort eingebetteten Lieder, wie „Bin nur ein Jonny“, „My golden Baby“,
„My little Boy“ oder „Du traumschöne Perle der Südsee“ wurden zu Evergreens, bis auf den
heutigen Tag.
Die Premiere von „Ball im Savoy“ fand dann am 23. Dezember 1932 gleich in Berlin statt. Es war
das kulturelle Ereignis in den letzten Tagen der Weimarer Republik. Kanzler Kurt von Schleicher
mit Ministern sowie jeder, der in Berlin einen Namen hatte, war anwesend. Auf der Bühne
brillierten Gitta Alpár, Rosy Barsony und Oskar Denes. Die Lieder – wie etwa „Es ist so schön, am
Abend bummeln zu geh’n“, „Wenn wir Türken küssen“ oder „Toujour l’amour“ - wurden
umjubelt, der Beifall wollte kein Ende nehmen. „Nach Mitternacht zieht Gitta Alpar mit dem
gesamten Ensemble und mit bunten Lampions durch den arenenartigen Zuschauerraum – und alle
singen gemeinsam das Lied ‘Toujour l’amour’.”
Flucht vor den Nationalsozialisten
Ein so sensibles Gespür für den “Zeitgeist der frühen Dreißiger konnte aber schwerlich ignorieren,
was sich rings um die Operettenbühnen in Berlin zusammenbraute. Faschistische Komparsen
griffen Paul Abraham ungeniert im Filmstudio an, andere Nazis verwehrten ihm den Zutritt zu
seinem ‘Ball im Savoy’ im Großen Schauspielhaus.
Umso hektischer stürzte er sich in seine diversen Arbeiten oder aber nächtelang in die
Ablenkungen von Bars, Cafés und Spielkasinos oder sexuellen Abenteuern, die ihm allesamt seine
latenten Depressionen vertreiben sollten.” So der Publizist Moritz Pirol.
Nur gut einen Monat nach der sensationellen Premiere vom “Ball im Savoy”, am 28. Januar 1933,
trat Kurt von Schleicher zurück. Am 31. Januar übernahm Adolf Hitler das Amt des
Ministerpräsidenten. Abraham musste mit seiner zwischenzeitlich wieder in Berlin weilenden Frau
überstürzt nach Budapest fliehen. Zwar gab es im März und April noch die deutschen Kinostarts
von “Die Blume von Hawaii”, doch danach kamen die Abraham-Werke auf den Index. Sein
Vermögen wurde von den Nationalsozialisten beschlagnahmt.
Nicht belegt ist die vielfach kolportierte Episode, dass Abraham vor seiner Abreise seinem
Chauffeur den Schlüssel zu seinem Safe anvertraut habe. Die dort lagernden unveröffentlichten
Kompositionen habe der Chauffeur nach und nach an „arische“ Komponisten verkauft.
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Notenheft zu den Liedern von „Ball
im Savoy“ 1932
Notenheft mit einer Reinschrift der Liedmelodien zu
„Ball im Savoy“, entstanden vor Niederschrift der
Partitur. Der Musikwissenschaftler Henning Hage-
dorn ordnet die Schrift Paul Abrahams Vertrautem
Egon Kemeny zu, der maßgeblich an der Entstehung
der Operettenpartituren beteiligt war. Der damals
junge Kemeny wurde später in seiner Heimat selbst
ein erfolgreicher Komponist. Unten das Blatt zu
„Känguruh“ (hier „Kenguru“ geschrieben).
(Abbildungen durch Mausklick vergrößern.)